Manche mögens heiß: Globale Erwärmung hat die Evolution der Langhalssaurier ausgelöst

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Ein internationales Paläontologen-Team, zu dem auch SNSB-Forscher Oliver Rauhut gehört, findet Belege für einen raschen Klimawandel vor 180 Millionen Jahren als Ursache für die Ausbreitung der weithin bekannten Langhalssaurier (Sauropoden). Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society of London“.

Das Wort „Dinosaurier“ verbinden meisten Menschen mit der Vorstellung von riesigen Tiere mit massigen Körpern, langen Hälsen und Schwänzen und winzigen Köpfen. Diese Langhalssaurier (Sauropoden) sind somit für viele der „Urtyp“ eines Dinosauriers. Zu den Sauropoden gehören die größten bekannten landlebenden Tiere überhaupt, mit einer Körperlänge von bis zu 40 m und einem Gewicht von 70 Tonnen oder mehr.  

Diese Riesen tauchten jedoch nicht direkt zu Beginn der Ära der Dinosaurier vor ca. 230 Millionen Jahren auf. In den ersten fünfzig Millionen Jahren ihrer Evolutionsgeschichte waren die Sauropodomorpha – die Dinosauriergruppe, zu der die Sauropoden gehören – durch mehrere Entwicklungslinien vertreten. Obwohl einige von ihnen bereits Körpergrößen von etwa zehn Metern Länge und einigen Tonnen Gewicht erreichten, umfassten diese Gruppen auch kleinere und leicht gebaute Tiere, einige nicht größer als eine Ziege. Darüber hinaus hatten alle frühen Sauropodomorpha ziemlich schmale, wenig robuste Zähne:  Ein Hinweis darauf, dass sich diese pflanzenfressenden Tiere von einer eher weichen und üppigen Vegetation ernährten. Gegen Ende des frühen Jura, vor etwa 180 Millionen Jahren, verschwanden jedoch plötzlich alle diese Gruppen, und nur eine Linie überlebte und gedieh – die Sauropoden. Was diese Veränderung der Fauna während des frühen Jura verursachte, war den Paläontologen bis heute ein Rätsel.

Ein internationales Forscherteam veröffentlichte nun in der angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society of London“ neue Erkenntnisse, was diese Veränderungen verursacht haben könnte. An der Studie ist auch der Münchner Dinosaurierexperte Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (SNSB-BSPG) sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt. In der Provinz Chubut im argentinischen Patagonien entdeckten die Forscher nicht nur die fossilen Überreste einer der ältesten bekannten großen Sauropoden, Bagualia alba, sondern sie konnten ihren Fund auch sehr genau in seinen zeitlichen und ökologischen Kontext einordnen. Die Gesteinsschichten, aus denen der neue Sauropode stammt, konnten sehr genau auf 179 Millionen Jahre datiert werden. In den umgebenden Gesteinen fanden sich Pflanzenfossilien aus der Zeit, in der und bevor Bagualia alba lebte – diese Funde geben wertvolle Hinweise auf das damalige Klima und Ökosystem.

Die Art und Verteilung der Pflanzenfossilien deuten darauf hin, dass es vor etwa 180 Millionen Jahren einen relativ raschen Klimawandel gab: von einem gemäßigten warmen und feuchten Klima, in dem eine vielfältige, üppige Vegetation verbreitet war, zu einem stark jahreszeitlich geprägten, sehr heißen und trockenen Klima, das durch eine weniger vielfältige Flora gekennzeichnet ist. In den jüngeren Gesteinsschichten dominierten somit Pflanzen, die speziell an heiße Klimazonen angepasst sind, wie z.B. bestimmte Nadelbäume. Als Grund für diese Umweltveränderungen vermuten die Forscher einen globalen Treibhauseffekt. Vor 180 Millionen Jahren gab es zunehmend große Vulkanausbrüche, die große Mengen der Treibhausgase CO2 und Methan freigesetzt haben. Beweise für diese Vulkanausbrüche finden sich auf vielen südlichen Kontinenten, wie z.B. den Drakensbergen im südlichen Afrika.

Mit ihren schmalen, länglichen Zähnen waren die meisten Gruppen der Sauropodomorphen an die eher weiche Vegetation angepasst, die vor dem globalen Erwärmungsereignis die Erde bedeckte. Als diese Flora durch die viel zähere Treibhausvegetation ersetzt wurde, starben diese Tiere aus. Die Sauropoden waren die einzige Gruppe unter den Sauropodomorphen, die ein viel robusteres Gebiss hatten. Sie waren damit viel besser an die zähe Pflanzennahrung angepasst und wurden zur dominierenden Gruppe der pflanzenfressenden Dinosaurier zu dieser Zeit. Die Forscher vermuten, dass die Spezialisierung auf die zähe Nahrung auch einer der Gründe war, warum diese Tiere ihre gigantischen Ausmaße erreichten: Um mit dieser Nahrung fertig zu werden, wurden große Verdauungskammern benötigt.