Sammlungen

Sektion Mikropaläontologie

Geschichte der mikropaläontologischen Sammlung

1843 Die Anfänge der Münchner mikropaläontologischen Forschungs- und Sammeltätigkeit gehen auf Karl Emil Schafhäutl zurück, der gleich nach Gründung der Geognostischen Sammlung des Staates mit eigenen Aufsammlungen und Sammlungserwerb besonders aus dem Helvetikum (eine nordalpine Gebirgseinheit) begann. Besonderes Augenmerk richtete er auf die Großforaminiferen etwa von der Eisenerz- und Fossillagerstätte Kressenberg, aus Neubeuern und Adelholzen. In der Paläontologischen Sammlung des Staates begann erst mit Albert Oppel (Conservator ab 1862) eine mikropaläontologische Forscher- und Sammeltätigkeit im Rahmen seiner biostratigraphischen Untersuchungen des Jura.

Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts – Mikropaläontologische Pionierarbeiten in der Meeresmolasse und der kalkalpinen Oberkreide Bayerns leistete der Arzt Joseph Georg Egger. Prof. Karl Alfred Zittel, Conservator der Paläontologischen Sammlung des Staates ab 1866, sammelte bei einer großangelegten Expedition 1872 in die Libysche Wüste in Ägypten umfangreiches Probenmaterial, welches er von seinen Schülern und Mitarbeitern bearbeiten ließ. Die Großforaminiferen des Eozäns von Ägypten wurden so von Zittels Assistent Conrad Schwager bearbeitet, eine bis heute grundlegende Arbeit. Weiterhin wurden durch Honorarprofessor Carl Wilhelm Gümbel und Mitarbeiter im Rahmen der geologischen Landesuntersuchung durch das kgl. Oberbergamt mikropaläontologische Proben (Gesteine, EInzelobjekte) aus ganz Bayern gesammelt und analysiert. Gümbel selbst befasste sich erneut intensiv mit Foraminiferen des Helvetikums. 1873 wurde die Sammlung des Apothekers Pauer aus Traunstein erworben, welche zahlreiche Originale zu den Arbeiten von Schafhäutl und Gümbel enthielt.

Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts – Zahlreiche geologisch-paläontologische Arbeiten beschäftigten sich unter anderem auch mit mikropaläontologischen Funden, so z.B. die heute noch mit Material belegten Arbeiten von Oskar Kuhn (Unterjura im Bamberger Gebiet) und Franz Traub (Kreide und Tertiär in Südbayern). 1920 wurden die Sammlungsbestände der ehemals geognostischen Sammlung (Schafhäutl) aufgeteilt und das mikropaläontologische Material an die damalige Staatsammlung für Paläontologie und historische Geologie übernommen. 1938 wurden zudem große Teile der von Gümbel sowie Mitarbeitern und Nachfolgern aufgesammelten paläontologischen Proben vom Geologischen Landesamt an die Staatssammlung überwiesen.

1944 – In der Nacht vom 24. auf 25. April 1944 wurde ein Großteil auch der mikropaläontologischen Sammlung ein Raub der Flammen infolge eines Fliegerangriffs. Gerettet wurden lediglich ausgelagerte Teile der Sammlung, unter anderem Originale von Schafhäutl, Kuhn und Traub, sowie Einzelobjekte der Schausammlung.

Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts – Formal wurde erst 1952 durch den Universitäts-Assistenten und späteren a.o. Professor für Mikropaläontologie Herbert Hagn eine Mikropaläontologische Abteilung an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie gegründet. Hier fand in den Jahrzehnten bis zu seinem Ruhestand 1991 eine äußerst rege Lehr-, Forscher- und Sammeltätigkeit durch Hagn selbst und seine Schüler statt. Das umfangreiche Belegmaterial zu den zahlreichen von Hagn betreuten Kartierungen, die eine wichtige Grundlage für die biostratigraphische und fazielle Charakterisierung und Definition der südbayerischen alpinen und außeralpinen geologischen Formationen bildet, ist in der BSPG archiviert. Namhafte Beiträge zur Sammlung erbrachten die Arbeiten von Werner Zeil, Wolf Ohmert, Uwe Pflaumann, Dietrich Herm, Wolfgang Witt, Karsten Weddige, Herbert Reiser, Walter Wenger, Torsten Steiger, Robert Darga, Oskar Ebli und Konrad Weidich. Darüberhinaus engagierte sich Hagn in vorbildlicher Weise für die Öffentlichkeitsarbeit und Volksbildung und aus dieser Initiative heraus führten im Verlauf von Jahrzehnten zahlreiche Fundmeldungen, Erwerbungen und Schenkungen von Privatsammlern zur Bereicherung der Staatssammlung. Genannt sei hier u.a. die Sammlungen des Bergmanns Otto Hölzl, des Hydrogeologen Franz Traub und des Gymnasiallehrers Rudi Schmid, die als langjährige Freunde Hagn auf seinen Exkursionen begleiteten. Darüberhinaus schufen die kollegialen Beziehungen Hagns eine Basis des Vertrauens, die auch ferne Fachkollegen veranlasste, ihre Sammlungen der Bayerischen Staatssammlung zu überlassen, so z.B. die Sammlung des Hamburger Erdölgeologen Friedrich Plumhoff. Nachfolger Hagns wurde 1991 sein Schüler Konrad Weidich, der nach nicht einmal 2 Jahren Amtszeit unerwartet verstarb und so einer fruchtvoll begonnenen Arbeit in der Sammlung ein vorzeitiges Ende gesetzt wurde.

1998 wurde Alexander Altenbach nach München auf die Professur für Mikropaläontologie berufen. Er betreute die summarische Katalogisierung der zahlreichen Diplom- und Doktorarbeiten-Arbeiten. Ihm folgte 2014 Mike Reich als erster hauptamtlicher Mikropaläontologe an der Staatssammlung. Seit 2022 wird die mikropaläontologische Sammlung von N.N. (kommissarisch) verwaltet.