Sammlungen

Sektion Geologie & historische Geologie

Geschichte der Sammlung Geologie & historische Geologie

1843 Gründung der „Geognostischen Sammlung des Staates“ unter dem Dach des „Generalconservatoriums der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates“. Als Conservator der Sammlung und zugleich als Ordentl. Öffentl. Prof. für Geognosie, Bergbau- und Hüttenkunde an der Staatswirthschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität wurde Karl Emil Schafhäutl (1803—1890) auf Lebenszeit bestellt. Es gab kein weiteres Personal für die Sammlung, der Jahres-Etat für Sachmittel betrug nur 100 Gulden. Die Sammlung bestand zunächst nur aus einigen hundert Stücken eines Vorbestands, der aus der Mineralogischen Sammlung des Staates ausgegliedert wurde, wuchs dann aber schnell auf ca. 20.000 Stücke an: durch Schafhäutl’s eigene Sammeltätigkeit, durch Tausch mit anderen Museen und Sammlern, durch Amtshilfe der General-Bergwerks- und Salinen-Administration und den untergeordneten Bergämtern sowie durch private Schenkungen.

1849 Eröffnung der nun in Schausälen aufgestellten Geognostischen Sammlung für den regulären Besucherverkehr. Für Studenten und Fachbesucher war die Besichtigung nach Absprache mit dem Conservator auch vorher schon möglich.

1856 Schaffung der Stelle eines Assistenten. Der geweihte Priester und promovierte Mineraloge Gustav Georg Winkler wurde eingestellt, später auch als Professor an der polytechnischen und dann Industrieschule, während er zugleich an der Sammlung bis zu seinem Ruhestand 1887 als Assistent verblieb. Auf Winkler geht das sehr ordentlich geführte erste Inventar der Sammlung zurück, sowie erhebliche Material-Zuwächse aus dem Kalkalpin und aus Island. Winkler schuf von 1869-1877 in 14 transportablen Teilstücken ein ca. 15 Quadratmeter großes, maßstäblich detailliertes plastisches Relief der bayerischen Alpen mit geologischer Kolorierung, welches im Korridor der Geognostischen Sammlung ausgestellt war.

1888 Der Säugetierpaläontologe Max Schlosser wurde als Kustos, später dann als zweiter Konservator (1900) hauptverantwortlich für die Sammlung der Gesteine. In seiner Zeit erhielt die Sammlung die größten Zuwächse im Bereich der Stratigraphie des alpinen und außeralpinen Bayerns.

1890 Mit dem Tode Schafhäutls wurde die Professur für Geologie sowie die Stelle des Konservators der Geologischen Sammlung frei. Während die Professur nicht fachgleich wiederbesetzt wurde, da man in der Staatswirtschaftlichen Fakultät hierzu keinen Bedarf mehr sah, und andererseits die Umwidmung einer Professur in der Philosophischen Fakultät oder Schaffung einer zusätzlichen Professur nicht denkbar war, wurde als Kompromiss der Konservator der Paläontologischen Sammlung Karl Alfred Zittel (1839—1904) auch als Konservator der Geologischen Sammlung eingesetzt. Der Kompromiss beinhaltete zudem, dass der „technische Teil“ der Geognostischen Sammlung – bestehend aus Mineralstufen und Kristallingesteinen – ausgegliedert und der Mineralogischen Sammlung unter Prof. Paul Heinrich Groth einverleibt wurde. Mit dem Tode Carl Wilhelm Gümbels 1898, der als Honorarprofessor der LMU das Fach Geologie gelesen hatte, erhielt Zittel zusätzlich die Aufgabe, auch dieses Fach in der Lehre zu vertreten. Zittel und seine Schüler bereicherten die geologische Sammlung durch Material von Expeditionen (z.B. in die Libysche Wüste in Ägypten) und aus Forschungsprojekten.

1902-1903 erhielt das Wilhelminische Gebäude (wie die „Alte Akademie“ in der Neuhauserstr. 51 auch hieß) eine Zentralheizung. Ein größerer Teil der Sammlungen und Mitarbeiter waren fortan erstmals einigermaßen vor Kälte und Feuchtigkeit geschützt.

1904 Nachfolger Zittels im Doppelamt für die Geologische bzw. die Paläontologische Sammlung des Staates sowie auch als Ordentl. Professor für Paläontologie und Geologie wurde sein ehemaliger Assistent, der a.o. Prof. August Rothpletz (1853—1918). Rothpletz und seine Schüler fokussierten ihre Forscher- und Sammeltätigkeit zunächst auf den Alpenraum. In mehreren kleinen Sälen und Gängen im Gebäude der Alten Akademie wurde eine Alpen-Schausammlung eingerichtet, geordnet nach regional-stratigraphischer Abfolge. Durch Mittel der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurden wissenschaftliche Expeditionen gefördert, so u.a. in die Pyrenäen (Slg. Schulze) und den Tien-Shan (Slg. Merzbacher und Leuchs). Im Kriegsjahr 1914 wurde ein Schausaal für die außeralpine Geologie Bayerns eröffnet.

1918 Rothpletz vermachte testamentarisch dem Staat 140.000 Reichsmark, um damit eine eigenständige Professur für Geologie zu ermöglichen. Auch wenn alsbald absehbar war, dass inflationsbedingt die Summe des Legats hierfür nicht ausreichte, übernahm der Staat die Verbindlichkeit – die Notwendigkeit eines Forschers und Lehrers im Fachgebiet der angewandten Geologie und Lagerstätten-Prospektion für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg wog schwerer als der staatliche Sparzwang.

1920 Besetzung der neu geschaffenen ordentl. Professur für allgemeine und angewandte Geologie mit Erich Kaiser (1871—1934); zugleich Umbenennung der Sammlung in „Staaliche Sammlung für allgemeine und angewandte Geologie“. Kaiser, der neue Direktor, hatte mit dem Paläontologen Ferdinand Broili, dem anderen Nachfolger Rothpletzens, eine Fachaufteilung vereinbart, welche die Lehre, die Sammlungen und auch die Bibliothek betrafen. Kaiser trennte sich vom Bestand der stratigraphischen Sammlung, für welchen er kein Interesse hatte; sie wurde nun mitsamt ihrem Konservator Max Schlosser der nun sog. „Staatl. Sammlung für Paläontologie und historische Geologie“ zugewiesen. Ein Schauraum für die allgemeine Geologie wurde übernommen, für die angewandte Geologie war zunächst kein Platz. Erich Kaiser brachte seine eigene Privatsammlung sowie insbesondere eine umfangreiche Gesteinssammlung aus Namibia in die Staatssammlung ein. Assistent an der Sammlung und später Hauptkonservator wurde Karl Boden, der vorwiegend Alpengeologie betrieb.

1923 Eröffnung einer Ausstellung über die Geologie der Wüste.

1931 Aus bescheidensten räumlichen Anfängen seit 1920 gelang es Kaiser nach zähen Verhandlungen (Berufungszusagen von 1920!) endlich, dass ein freigewordener Seitenflügel der Alten Akademie an der Kapellenstraße umgebaut und mit Laboren, Arbeitsräumen und einem Lehrsaal ausgestattet wurde. Die Eröffnung im Mai 1931 war die eigentliche Stunde der Geburt des Instituts für Allgemeine und Angewandte Geologie — mit einem klaren Schwerpunkt in der angewandten Geologie: Hier wurzelten die späteren Instituts-Abteilungen Hydrogeologie, Ingenieurgeologie und Lagerstätten.

1934 Leopold Kölbl wurde Nachfolger Kaisers als Professor und Direktor.

1942 Ernst Kraus stand von 1942 bis 1945 dem geol. Institut und Staatssammlung als Leiter vor. Teilweise wurden seine Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen. 1943-44 wurden die geologische Bibliothek und die Sammlungsbestände weitgehend in eine Universitätsbaracke sowie eine Turnhalle in Freising ausgelagert. Die stratigraphische Sammlung in der Paläontologie in Händen ihres Direktors Karl Beurlen unterlag jedoch seinem Auslagerungsverbot und ging somit größtenteils verloren: Ein durch einen Bombenangriff verursachter Brand am 25. April 1944 zerstörte das Gebäude der Alten Akademie vollständig und alles Verbliebene. Weit über ein Jahr verging, bevor die geologischen Sammlungsbestände aus der Auslagerung nach München zurückgeholt wurden. Jedoch war inzwischen ein Großteil der Etiketten von Mäusen zerfressen worden und viele Stücke (Erze, Salze etc.) durch Feuchtigkeit verdorben. In einem Gebäudeteil des Deutschen Museums wurde 1946 mit der Einrichtung eines neuen Instituts und der Aufstellung der Sammlungen und der Bibliothek begonnen, doch bald wurde der Platz wieder reklamiert und letzlich ein Neubau in der Luisenstraße projektiert. Ernst Kraus verlor 1945 seine Professur und wurde, wie alle Lehrstuhlinhaber und leitenden Beamten, zunächst entlassen. Erst mit der Entnazifizierung wurde er rehabilitiert und war bis zu seinem regulären Pensionsalter als emeritierter Professor im Dienst(!). Er widmete sich als Forscher vor allem der Alpentektonik.

1946 (I) Nachfolger von Ernst Kraus als Institutsleiter und Direktor der nun so bezeichneten „Bayerischen Staatssammlung für Allgemeine und Angewandte Geologie“ wurde Albert Maucher, der auch den Neuaufbau in der Luisenstraße ab 1951 leitete. Der sehr angewandt orientierte Lagerstättenkundler Maucher erreichte in Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs und explodierender Studentenzahlen ein beachtliches Anwachsen des Lehrkörpers und die Einrichtung mehrerer Abteilungen. An der Staatssammlung wurden zwei Konservatorenstellen eingesetzt nebst mehreren Technikern. Unter Maucher fand eine Neuorganisation der Sammlungsbestände statt und es wurde eine hauptsächlich regionale und daneben auch genetische Ordnung eingeführt. Namhafte Zugänge durch Werner Zeil und Hans Pichler sowie alle Schüler und Dozenten.

1946 (II) Nachfolger des entlassenen Karl Beurlen als Institutsleiter bzw. Direktor der „Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie“, wurde interimistisch Joachim Schröder als ranghöchster verbliebener Sammlungsbeamter. Erst 1951 wurde Richard Dehm als Prof. und Direktor berufen, überließ jedoch Schröder die Leitung der Sammlung bis zu dessen Ruhestand 1958. Schröder richtete sein Augenmerk vordringlich auf die Wiederbeschaffung des im Krieg Verlorenen, besonders Lehrmaterial. Bei jeder Exkursion mußte jeder Student mindestens ein formatiertes Handstück abliefern, sowie das Belegmaterial zu allen Abschlußarbeiten. Besonders starken Zuwachs erhielt die Sammlung aber durch die vier Jahrzehnte währende emsige Tätigkeit des Studenten, Assistenten und späteren Professors für Mikropaläontologie Herbert Hagn, der neben der mikropaläontologischen auch die stratigraphische Sammlung betreute. Im Bereich der historischen Geologie kam so allmählich ein Bestand von wieder über 20.000 Stücken zusammen.     

1973 wurde Klaus Schmidt neuer Direktor und Lehrstuhlinhaber der Geologie, 1986 gefolgt von Hubert Miller. Beide sehr reisefreudigen Forscher sowie die nicht minder fleissigen Dozenten der LMU (vor allem Dietrich Dankwart Klemm) mit ihren Studenten erweiterten stetig den Sammlungsbestand um instruktives Material nicht nur aus Bayern und den Alpen, sondern z.B. auch aus Südamerika und Südafrika. Als Konservatoren wirkten Irmin Fruth und Rudolf Scherreiks. Das Zeitalter der Digitalisierung wurde mit der Neuinventarisierung, Neuetikettierung und Einspeicherung aller noch verfügbarer Daten in einer Datenbank (dBase) – später übersetzt in eine xls-Tabelle – eingeläutet. 1975 wurde das „Geologische Museum München“ mit einer ersten Ausstellung zur „Erdkruste im Wandel“ und dem „Kreislauf der Gesteine“ etabliert. 

1990 Mit einem „Provisorium“ im Seitenflügel des Schloß Nymphenburg, dem „Museum Mensch und Natur“ als gemeinsamer Ausstellungsplattform der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, sowie mit dem „RiesKrater-Museum“ in Nördlingen und dem „Naturkundemuseum Augsburg“ wurden mit Beiträgen der Geologischen Staatssammlung aushäusige Dauerausstellungen geschaffen. Zudem war (ist) Sammlungsmaterial der Geologischen Staatssammlung regelmäßig Teil von Sonderausstellungen des „Museum Mineralogia München“ (vormals „Museum Reich der Kristalle“), dem „Alpin-Museum Kempten“ und dem „Museum des Deutschen Alpenvereins“ in München.

1994 wurde die verkürzte Bezeichnung „Geologische Staatssammlung“ eingeführt.

1999 formierte sich ein Förderverein „Freundeskreis der Geologischen Staatssammlung München e.V.“, dessen Mitglieder Engagement und Geldmittel für vielfältige Aufgaben des Sammlungserwerbs und der Wissensvermittlung zur Verfügung stellen.

2000: Die Geologische Staatssammlung wurde mit der Paläontologie zur „Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie“ vereinigt. Direktor der vereinigten Staatssammlung wurde der Paläontologe Reinhold Leinfelder. Die „Sektion Geologie“ wurde von Hubert Miller noch bis zum Ausscheiden aus seinem Dienst 2004 geleitet. Eine freiwerdende geologische Konservatorenstelle wurde umgewidmet zur Paläobotanik. Geologische Konservatoren waren Martina Kölbl-Ebert und danach Stefan Hölzl. Die Öffentlichkeitsarbeit im wachsenden Geologischen Museum wurde intensiviert durch weitere Ausstellungen („Rohstoffe“, „Bayerns steinige Geschichte“, Sonderausstellungen) und den Aufbau eines museumspädagogischen Programms, unterstützt durch den Förderverein.

2008 Übernahme der paläontologisch-stratigraphischen Sammlung der Universität Würzburg infolge der Auflösung dieser Fachrichtung nach über 200 Jahren ihres Bestandes. Damit wurde in München vor allem die Bestandslücke der Staatssammlung im unterfränkischen Gebiet gemindert, auch kehrten viele durch Tausch an Würzburg abgegebene Sammlungsstücke – zum Teil noch mit Originaletiketten der „Geognostischen Sammlung des Staates“ – nach München zurück und beheben damit die durch Kriegseinwirkung entstandenen Lücken. Mehrfach erhielt die SNSB-BSPG zudem Zuwachs durch Beleg-Bestände aus der Technischen Universität München. – Seit 2008 ist der LMU-Professor für Paläontologie & Geobiologie Gert Wörheide Direktor an der Staatssammlung.

2016 Die stratigraphische Sammlung – seit 1920 unter „paläontologischer“ Obhut – wurde dem Kurator für Geologie und (nun auch:) historische Geologie Markus Moser zugeteilt. Die bildliche Digitalisierung der auf mehrere Standorte verstreuten Sammlungsbestände ist seit 2019 in Arbeit. Ebenso begann 2019 die Arbeit an der Konzeption des „Geoforums“ im geplanten Neubau für das Department für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU und der geowissenschaftlichen Sammlungen der SNSB in der Schillerstraße. Die Dienststellenleitung ging 2020 auf den Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns über. Die „Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie“ ist seither formal eine Abteilung dieser übergeordneten Einrichtung.