März 2014: Zahlreiche Kleinschnecken aus dem Unterjura Frankens

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Francocerithium kochi (zu Münster 1844)
Unterer Jura, Pliensbachium
(ca. 190 Millionen Jahre)
Tongrube bei Buttenheim, Oberfranken

Das Fossil des Monats ist die kleinwüchsige Schneckenart Francocerithium kochi – eine kompakte Meeresschnecke mit bauchigen Windungen und feiner Gitterskulptur. Sie ist in der Regel etwas weniger als 1 cm hoch und gehört zu den häufigsten Schnecken, die im fränkischen Unterjura gefunden werden können, beispielsweise in der Tongrube bei Buttenheim in Oberfranken. Das Schnecklein gehört einer alten Gruppe der Schnecken an – der auch heute noch vorkommenden Überfamilie Cerithioidea. Diese Gruppe wurzelt vermutlich schon im Erdaltertum und ist somit über 250 Millionen Jahre alt. Sie spielt in der Stammesgeschichte der Schnecken eine zentrale Rolle. Die vorliegende Ansammlung von Exemplaren von Francocerithium kochi umfasst einige Tausend Exemplare. Sie wurden vom Sammler J. Schobert (Hirschaid) während der letzten Jahre aufgesammelt und der Bayerischen Staatssammlung dankenswerterweise überlassen.

Francocerithium kochi stammt aus der Amaltheenton-Formation des Unteren Jura (Lias). Der Amaltheenton bildet in Franken das mächtigste Schichtglied des Lias. Die grauen im Meer abgelagerten Tone erreichen eine Mächtigkeit von bis zu 60 m. Sie streichen im Vorland der Frankenalb großflächig aus und bilden aufgrund ihrer Weichheit ein sanftes Hügelland. Die Tone werden seit alters her und bis zum heutigen Tag in Tongruben abgebaut. Der Ton dient vor allem der Herstellung von Ziegeln und Blähtonen. Die Tongruben sind oder waren die wichtigsten Fossilfundpunkte. Die einzige noch im Abbau befindliche Tongrube ist Buttenheim (am Holzbachacker) nahe Forchheim.

Der fränkische Amaltheenton ist für seinen Fossilreichtum bekannt. Ammoniten sind für Sammler besonders attraktiv und können in großer Zahl gefunden werden. Der Amaltheenton enthält jedoch auch zahlreiche fossile Bodenbewohner, vor allem Schnecken, Muscheln, Brachiopoden, Kahnfüßer, Seelilien und andere. Die meisten dieser Fossilien sind bis auf wenige Ausnahmen sehr klein (oft weniger als 1 cm) und werden daher beim Sammeln oft übersehen oder sind für Sammler nicht so interessant. Für die Erforschung des Lebens auf dem Grund des Lias-Meeres sind diese Tierreste jedoch aufschlussreich. Kleinwüchsige Bewohner des früheren Meeresbodens wie z.B. artenreiche Schneckenfaunen sind aus den tonigen Ablagerungen des unteren und mittleren Jura Deutschlands weithin bekannt. Es handelt sich dabei weder um verzwergte noch um verkümmerte Formen, sondern die meisten Schneckenarten waren primär kleinwüchsig. Einige der Arten sind sogar so klein, dass selbst der versierteste Sammler sie im Gelände übersieht. Solche Arten können nur durch Schlämmen und Sieben des tonigen Sediments sowie durch mikroskopisches Durchsuchen des Siebrückstandes gewonnen werden.

Alexander Nützel