Bayerns digitale Schatzkammer bavarikon macht kunstvolle Pilz- welt der Botanischen Staatssammlung München für alle zugänglichSchieferdecker und Wohlfarth

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München, 31.08.2023

In Kooperation mit dem Team von bavarikon an der Bayerischen Staatsbibliothek konnte die Bo- tanische Staatssammlung München (SNSB-BSM) nun zwei wertvolle Pilzaquarellsammlungen im Internetportal des Freistaats Bayern einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Illustra- tionen der beiden Künstler und Pilzkenner Konrad Schieferdecker und Dr. Fritz Wohlfarth sind nicht nur wissenschaftlich bedeutend, sondern gleichzeitig ein einzigartiger Kunst- und Kultur- schatz: Die Informationen waren bisher nur über die internationalen Portale der Naturwissen- schaften einzusehen und erscheinen nun seit August 2023 erstmals auch als digitale Objekte im Netzwerk der deutschen Bibliotheken und Archive.

Die rund 3.300 wissenschaftlichen Illustrationen werden an der Botanischen Staatssammlung München betreut. Eine erste digitale Erschließung erfolgte bereits im Jahr 2000 mit einem ei- genen Internetportal. Die digitalen Objekte gehören auch zu den ersten botanischen Wissens- objekten, die über die international bekannten Biodiversitätsdatennetzwerke wie der Global Bio- diversity Information Facility (GBIF) bereitgestellt werden. Auf Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst organisierten nun die Datenwissenschaft- ler:innen und Software-Entwickler:innen des SNSB IT Zentrums die Transformation der Daten zur Integration der beiden digitalen Sammlungen von Pilzaquarellen von Konrad Schieferde- cker (1902 – 1965) und Dr. Fritz Wohlfarth (1906 – 2005) in die Infrastruktur des Internetportals bavarikon.

bavarikon ist das Internetportal zu Kunst, Kultur und Landeskunde des Freistaats Bayern. Es macht das vielfältige kulturelle Erbe Bayerns weltweit kostenlos zugänglich und richtet sich so- wohl an die kulturinteressierte Öffentlichkeit als auch an wissenschaftliche Nutzer:innen. Mitt- lerweile stehen über 440.000 Inhalte von über 150 Kultureinrichtungen online zur Verfügung. Darunter sind jetzt auch die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns als da- tenliefernde Institution mit der Botanischen Staatssammlung München als bestandshaltende Abteilung. bavarikon ist ein Gemeinschaftsprojekt des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Staatsministeriums für Digitales. Die Bayerische Staatsbibliothek trägt den laufenden redaktionellen, technischen und organisatorischen Betrieb.

Die Botanische Staatssammlung München beherbergt rund 3,2 Millionen Objekte, hauptsäch- lich getrocknete Pflanzen, Pilze und Flechten. Die Pilzaquarell-Sammlungen Schieferdecker und Wohlfarth nehmen dabei einen speziellen Platz ein, da sie viele heimische Pilzarten mit ih- rem Aussehen und detailreichen Strukturen und Merkmalen ebenso wie Zeit und Ort des Fun- des dokumentieren. „Mit den beiden Sammlungen werden 3.300 großartige Werke der wissen- schaftlichen Botanischen Malerei in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts präsentiert. In den naturalistisch korrekten Darstellungen wird das handwerklich-künstlerische Geschick von Schieferdecker und Wohlfarth – kombiniert mit deren fachwissenschaftlicher Expertise – deut- lich“, erklärt Dr. Dagmar Triebel, verantwortliche Sammlungskuratorin und Leiterin des Digitali- sierungsprojekts.

Bereits seit Carl von Linné spielt beim Anlegen von Herbarien bzw. Fungarien, Sammlungen ge- trockneter Pflanzen und Pilze, die bildliche Dokumentation von Gestalt und Aussehen der Ob- jekte im Lebendzustand eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu anderen botanischen Objekten verlieren Pilze beim Trocknen sowohl Form als auch Farbe. Zur Identifikation der Arten anhand ihres Aussehens sind dann, neben den getrockneten Exemplaren, Bilder notwendig.

„Mit der breiten Einführung der Farbfotografie in den 1970er Jahren werden den Sammlungs- objekten an der Botanischen Staatssammlung München nur noch selten kunstvolle Aquarelle beigefügt“, bedauert Frau Prof. Gudrun Kadereit, Direktorin der Botanischen Staatssammlung sowie des Botanischen Gartens München-Nymphenburg. „Umso wichtiger sind die Digitalisie- rung und Bewahrung bereits vorhandener Bilder. In der Kombination mit der korrekten Identifi- kation der dargestellten Sippen können sie Wissensschätze sein, die gerade durch ihre präzise Darstellung, Detailreichtum und naturalistische Fokussierung auf relevante Merkmale aktuell neue Bedeutung im Zeitalter von KI erlangen“.

Die Plattform bavarikon erlaubt nun auch interessierten Bürger:innen außerhalb der biologi- schen Forschergemeinschaft diese kunstvolle digitale Pilzwelt von rund 1.600 heimischen Ar- ten zu nutzen. Die Realisierung der technischen Anbindung an bavarikon eröffnet neue Koope- rationsmöglichkeiten zum technischen Datenaustausch zwischen Bibliotheks­ und Archiv- diensten einerseits und Diversity Workbench-basierten Datenrepositorien naturwissenschaftli- cher Forschungssammlungen andererseits.

Die Botanische Staatssammlung München gehört zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). Sie wurde 1813 als „Herbarium Regium Monacense“ (Königli- ches Münchner Herbar) durch König Max I Joseph und die Bayerische Akademie der Wissen- schaften gegründet, und umfasst heute mehr als 3,2 Millionen Herbarbelege – darunter auch einzelne sehr alte Belege, die zum Teil sogar aus dem späten 17. Jahrhundert stammen.

Links:

Aquarelle von Dr. Fritz Wohlfarth

Aquarelle von Konrad Schieferdecker

https://bsm.snsb.de
https://www.bavarikon.de

Kontakt:

Dr. Dagmar Triebel
SNSB Botanische Staatssammlung München & SNSB
IT Zentrum Tel.: 089 17861 252
E-mail: triebel@snsb.de

Die Bilder stehen ausschließlich zur redaktionellen Berichterstattung zum Thema dieser Pressemitteilung zur Verfügung.