September 2011: Umbrostrea emamii HAUTMANN
BSPG/PIW 1999 II 24
Urtümliche Auster
Umbrostrea emamii HAUTMANN, 2001
Deckelklappe (rechte Klappe)
Nayband-Formation
Obere Trias (Alter: 205 Millionen Jahre)
Parvadeh, Iran
Schalenhöhe: 8,5 cm
Austern zählen zu den bekanntesten und häufigsten Muscheln unserer heutigen Meere.Sie bauen in Küstenregionen Riffbänke und tragen mit ihrer hohen Reproduktionsrate undBiomasse in manchen Regionen zur Ernährung des Menschen bei. CharakteristischesMerkmal aller Austern ist die Festheftung des Tieres mit der linken Schale auf einemharten Substrat. Die zunächst freischwimmenden, bis einen halben mm-großen Larvenbesitzen noch einen Fuß, der jedoch mit dem Aufwachsen und dem Festzementierenauf dem Substrat zurückgebildet wird. Da die Austern danach ihren Standort nicht mehrwechseln können und sie auf die Zufuhr Plankton-reicher Nahrung angewiesen sind, lebensie bevorzugt in bewegtem, von Gezeiten geprägtem küstennahen Gewässer. Der Standortin der Nähe von Flussmündungen erfordert von ihnen andererseits eine hohe Toleranzgegenüber Salzgehaltsschwankungen.
Die Ursprünge der Austern sind noch nicht vollständig geklärt. Die ältesten bekannten echten Austern stammen aus der Zeit der Trias. Zu ihnen zählt auch die Gattung Umbrostrea, die erstmals aus der oberen Trias des Iran von Michael Hautmann (2001) beschrieben wurde. Der Name (umbra: latein. Schatten; ostreon: griech. Auster) soll auf die unklaren verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Auster hinweisen. Mit dem Artnamen wird Prof. K. Seyed-Emami von der Universität Teheran geehrt. Die Gattung weist bereits alle Austern-typischen Schalenmerkmale auf. So besitzt sie z.B. ein Austern-typisches Resilifer unterhalb des Wirbels, das für die Aufnahme des flexiblen Ligaments zum Öffnen der Schalen dient, ferner den großen runden Schießmuskeleindruck nahe dem Zentrum auf der Schaleninnenseite. Auch fehlen wie bei allen Austern Schloßzähne. Die Schale weist außerdem eine radiale Fältelung auf, wie man sie von etlichen anderen Austerngattungen kennt.
Im Gegensatz zu den anderen Austern besaß Umbostrea neben der äußeren, prismatisch- kalzitischen Schalenlage offensichtlich eine innere perlmuttrige Schalenschicht aus dem Kalkmineral Aragonit. Die Schalen sämtlicher nach-triadischen Austern sind nahezu rein kalzitisch entwickelt und bestehen aus einer äußeren Lage aus kalzitischen Einfachprismen und einer inneren foliat-kalzitischen Schicht. Lediglich im Bereich des Schließmuskels (Myostracum) kann aragonische Schalenstruktur vorkommen. Die iranischen Austern wurden zwar nach der Einbettung im Sediment durch Umwandlungsprozesse (Diagenese) verändert. So weisen sie jetzt eine schwarze Färbung auf und die Schalen liegen rekristallisiert in kalzitischer Form vor. Dennoch lassen sich heute noch die ehemaligen Schalenlagen im Dünnschliff unterscheiden und die innere, früher aragonitische Perlmuttlage anhand des plattigen Kristallmusters nachweisen. Unterstützt wird diese Interpretation durch höhere Strontium-Gehalte in der entsprechenden inneren Schalenlage.
Die stammesgeschichtliche Herkunft der Austern wird kontrovers diskutiert. Die innere
aragonitsche Perlmuttschicht bei Umbrostrea sowie entsprechende Hinweise bei anderen
Trias-Austern lassen vermuten, dass dieses Merkmal bei Trias-Austern weiter verbreitet
war. Somit wird eine Ableitung der echten Austern aus der Gruppe der Pterioidea
(Flügelmuscheln) sehr wahrscheinlich, die in Schalenaufbau und Schalenorientierung
vergleichbar sind. Sämtliche anderen festzementierenden Muschelformen (z.B. Spondylidae,
Plicatulidae) wachsen mit der rechten Klappe auf dem Substrat auf, so dass eine
Invertierung der Schalenorientierung zu fordern wäre.
Der Ersatz von Aragonit durch Kalzit beim Aufbau der inneren Austern-Schalenlage ab
der Trias scheint einem generellen Wechsel im Meerwasserchemismus zu folgen. So ist
bekannt, dass in den Meeren der Trias-Zeit Aragonit bei der anorganischen Kalkfällung
bevorzugt wurde, zur Zeit des Jura und der Kreide hingegen Kalzit. Den Austern war
es offensichtlich möglich, ohne größere Probleme eine Umstellung im Bau der Schale
vorzunehmen, die auch heute noch Bestand hat.
Winfried Werner