Mai 2011: Schädel eines urtümlichen Insektenfressers

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Centetodon marginalis (COPE, 1873)
Alter ca. 30 Millionen Jahre (Unteroligozän)
Brule Formation, White River Group, Wyoming (USA)
Länge 2 cm

Foto M. Schellenberger © BSPGBSPG 2010 I 127

Als Insektenfresser wird eine Gruppierung von körperlich kleinen Säugetieren bezeichnet, die Tiere wie Maulwürfe, Spitzmäuse und Igel umfasst. Diese Namensgebung ist, wie wir mittlerweile wissen, etwas unglücklich gewählt, da die Insektenfresser nicht immer nur Insekten fressen, sondern einfach räuberisch leben und sich, ihrer geringen Körpergröße angemessen, von Beutetieren ernähren, die allgemein den Gliederfüßern, den Weichtieren und den Würmern angehören. Manche verschmähen auch kleine Wirbeltiere, wie z.B. Eidechsen, und Aas nicht.

Die Stammesgeschichte der Insektenfresser reicht weit in der Erdgeschichte zu den Anfängen der Plazentatiere am Beginn der Erdneuzeit vor ca. 60 Millionen Jahren zurück und ist durch eine Vielzahl von Fossilien überliefert, die eine imposante Diversifizierung auf den nördlichen Kontinenten belegt. Meist handelt es sich dabei um isolierte Zähne.

Das Fossil des Monats im Mai 2011 ist eines der seltenen Schädelchen eines solchen frühen Insektenfressers. Centetodon marginalis gilt als einer der Vorläufer der heutigen Spitzmäuse. Erhalten ist ca. 75 Prozent des Geschichtsschädels mit beiden Unterkieferästen. Zu sehen ist die typische verlängerte Schnauze der Spitzmäuse. Durch die Schnauzenverlängerung sind die langgestreckten vorderen Backenzähne durch Zwischenräume getrennt. Die bei echten Spitzmäusen vergrößerten Schneidezähne sind noch nicht entwickelt. Außerdem enthält der Unterkiefer große ursprüngliche Eckzähne, während sie im Oberkiefer, wie bei echten Spitzmäusen, schon verkleinert sind. Die hinteren Backenzähne tragen spitze Höcker und scharfe Leisten. Alle diese Merkmale entwickelten sich in Anpassung an die Suche, Erbeutung und Zerkleinerung ihrer tierischen Nahrung. Das Fehlen des Hirnschädels ist typisch für die Erhaltung von Kleinsäugerschädeln in Raubvogelgewöllen.

Das Schädelchen stammt aus den hellen Sedimenten der vegetationsfreien Badlands in Wyoming (USA), die berühmt sind für die Vielzahl von Funden phantastisch erhaltener Säugetierfossilien. Darunter bilden jedoch Kleinsäugetiere einen eher geringen Anteil, was die Bedeutung des hier vorgestellten Fundes für die Wissenschaft allgemein und die Bayerische Staatssammlung im Besonderen hervorhebt. Dank der Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie München e.V. konnte dieser besondere Fund im Jahre 2010 erworben werben.

G. Rößner und K. Heißig