September 2014: Fieder eines Samenfarns

Ondontopteris subcrenulata
(Rost) Zeiller
Stefan, oberstes Karbon
(~290 Millionen Jahre)
Erbendorf, Oberpfalz, N-Bayern
Länge des Fossils: ~26 cm
SNSB-BSPG  AS XXXII 35

Das Fossil des Monats September stammt aus dem Steinkohlenbergwerk bei Erbendorf in der Oberpfalz; die kohleführenden Schichten, die dort abgebaut wurden, werden in das oberste Stefan (oberstes Oberkarbon) datiert. Bei dem Stück handelt es sich um einen historischen Beleg. Der Kohlenbergbau in Erbendorf wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts unprofitabel und nach mehreren Wassereinbrüchen in die Bergwerke um 1925/26 eingestellt; neues Material kann also nicht mehr gesammelt werden. Das Stück zeigt eine Fieder mit ansitzenden Fiederchen von Odontopteris subcrenulata (Rost) Zeiller, einem im zentraleuropäischen Oberkarbon (Stefan) vorkommenden Samenfarn, der vor allem in Frankreich und Deutschland lokal recht häufig war.

Die Samenfarne (Pteridospermen) sind eine große und heterogene, einst sehr erfolgreiche, heute aber ausgestorbene Gruppe der Nacktsamer (Gymnospermen), die im oberen Karbon und Unterperm mit über 1000 Arten weltweit verbreitet war. Im Gegensatz zu den Farnen, die zur Vermehrung und Verbreitung Sporen produzieren, waren diese Pflanzen – wie der Name schon vermuten lässt – Samenpflanzen, deren Vermehrung und Verbreitung über Samen erfolgte. Die Gruppe der Samenfarne tritt in der Erdgeschichte erstmals im obersten Devon (vor etwa 360 Millionen Jahren) auf und stirbt im jüngeren Mesozoikum (Kreide) aus. Die nächsten Verwandten sind die „Palmfarne“ (Cycadeen), die es seit mehr als 200 Millionen Jahren gibt und von denen sich 250 Arten im tropischen Amerika, in Südafrika, Ostasien und Australien als ‚lebende Fossilien’ bis heute gehalten haben.

Das Laub der Samenfarne bestand aus farnartigen, ein- bis mehrfach gefiederten Wedelblättern, die am Stamm spiralig angeordnet waren und bei einigen Formen (z.B. Alethopteris) bis zu 7 Meter lang wurden. Die Wedelblätter der meisten Samenfarne sind so genannte Gabelwedel, bei denen sich die Hauptachse (Rachis) einmal gabelt und so eine zweiteilige Spreite entsteht. Man geht davon aus, dass dies auch bei der hier vorgestellten Odontopteris subcrenulata der Fall gewesen ist, obwohl von dieser Art bis heute kein einziges Stück gefunden wurde, welches die Gabelung der Wedel belegt. Odontopteris subcrenulata Wedel konnten wahrscheinlich bis zu 1,5 Meter lang werden. Das Fossil des Monats zeigt ein typisches O. subcrenulata Fossil, nämlich ein Fragment einer Fiederachse vorletzter Ordnung mit ansitzenden, kompletten Fiedern letzter Ordnung (Fiederchen). Die Fiederchen bestehen aus einer zentralen, zur Spitze hin dünner werdenden Achse, an welcher zu beiden Seiten einzelne Fiederblättchen ansitzen. Im obersten Teil der Fieder ist ein großes, zungenförmiges Fiederblättchen ausgebildet.

Die Samenfarne des Oberkarbons und Unterperms zeigen ein erstaunlich breites Spektrum an Wuchsformen. Einige Arten waren Bäume, die den heutigen Baumfarnen sehr ähnlich sahen und bis zu 15 Meter hoch werden konnten; die größten fossil bekannten Samenfarnstämme (Medullosales) haben Durchmesser von fast 50 cm. Es gab unter den Samenfarnen aber auch kleinere, kriechende Pflanzen mit dünnen Stämmen und recht viele Kletterpflanzen und Lianen, die sich mit Hilfe von Kletterhaken, Wurzeln oder Ranken an großen Bäumen festgehalten haben und an diesen hochgeklettert sind. Odontopteris subcrenulata wird auf Grund der geschätzten Gesamtgröße der Wedel meist als kleiner Baum interpretiert, auch wenn die zu dieser Pflanze gehörenden Stämme bislang nicht bekannt sind.

M.K.