Oktober 2013: Stammscheibe eines „Fünfholzes“

Pentoxylon sp.
Oberjura (ca. 150 Millionen Jahre)
Miles, Queensland; Australien
Größe der Scheibe: 10 x 14 cm

 Abb. 1: Beblätterter Ast von Pentoxylon sahnii (aus: Sahni 1948)

Die jurassisch-kretazische Gattung Pentoxylon B.P. Srivastava gehört zu einer Reihe strukturbietend erhaltener Stämme von eigenartigen nacktsamigen Pflanzen (Gymnospermen) des Mesozoikums (Trias–Kreide), zu der auch Rhexoxylon und Hermanophyton zählen. Die Stämme sind zum Teil sehr gut erhalten und erlauben dadurch einen genauen Einblick in den Aufbau und die Zellstruktur des Holzes sowie der umgebenden Gewebe. Dennoch bleibt die genaue systematische Zugehörigkeit von Pentoxylon, wie auch die von Rhexoxylon und Hermanophyton, bis heute unsicher.

Als Fossil des Monats Oktober zeigen wir eine polierte Scheibe eines Pentoxylon-Stammes (Querschnitt) aus dem oberen Jura von Australien. Der Stammscheibe ist etwa 10 x 14 cm groß und zeigt hervorragend das charakteristische Merkmal der Gattung Pentoxylon (griechisch: penta = fünf; xylon = Holz), nämlich die Unterteilung des Holzkörpers (Xylem) in fünf eigenständige Segmente. Allerdings kennt man auch Exemplare, bei welchen der Holzkörper in nur vier oder auch bis zu sieben Segmente unterteilt ist. Die Holzkeile sind in ein parenchymatisches Grundgewebe eingebettet und bestehen jeweils aus einem geringmächtigen, innen liegenden Primärxylem, nach außen gefolgt von einem massiven Sekundärxylem mit meist sechs Zuwachszonen. Diese typische Unterteilung des Holzkörpers war nicht allein auf den Stamm beschränkt, sondern setzte sich auch in allen Ästen und Trieben fort (Abb. 1).

Pentoxylon wurde bislang ausschließlich in Indien, Australien, Neuseeland und der Antarktis gefunden. Neben den Stämmen kennt man einige andere Teile der Pentoxylon-Pflanze. So hat man zum Beispiel auch Äste mit ansitzenden Blättern gefunden. Einige Stücke belegen sogar, dass Pentoxylon zwei unterschiedliche Typen von Blättern (kleine, schuppenartige Blätter sowie bis zu 20 cm lange linealische Blätter) produzierte. Neben diesen, meist als Nipaniophyllum bezeichneten Blättern kennt man auch die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane der Pentoxylon-Pflanze. Die Pollen-produzierenden, männlichen Organe sind nur einige wenige Zentimeter groß und werden als Sahnia bezeichnet. Es wird vermutet, dass sie an den Spitzen von Kurztrieben gebildet wurden. Die als Carnoconites bekannten weiblichen Reproduktionsorgane waren bis zu 2,5 cm lange, gestielte Zapfen, welche zwischen den Nipaniophyllum Blättern saßen.

Die präzise Einordnung von Pentoxylon in das System der Pflanzen ist bis heute nicht gelungen. Man weiß zwar auf Grund der Reproduktionsorgane, dass die Pflanze zu den Nacktsamern (Gymnospermen) gehört, allerdings lässt sie sich innerhalb dieser großen Pflanzengruppe nicht genauer zuordnen. Die liegt vor allem daran, dass Pentoxylon Merkmale verschiedener Gymnospermengruppen auf sich vereinigt. So sind zum Beispiel die weiblichen Zapfen den Reproduktionsstrukturen einiger Bennettiteen (Blumenpalmfarne) in gewisser Hinsicht ähnlich, gleichzeitig besitzt die Pflanze aber auch Merkmale, die man bei Bennettiteen nicht findet. Der eigenartige Bau des Holzkörpers bereitet ein weiteres Problem, da eine solche Organisation von keiner anderen fossilen oder heute lebenden Pflanze bekannt ist. Einige Paläobotaniker haben Pentoxylon sogar mit den Blütenpflanzen (Angiospermen) in Verbindung gebracht. Unbekannt bleibt bis heute auch, wie groß die Pentoxylon-Stämme werden konnten und wie die Pflanze insgesamt ausgesehen hat. Lange glaubte man, dass es sich um kleine Bäume gehandelt hat, neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass zumindest einige Vertreter verzweigte Untergrundorgane (Rhizome) besessen haben, von denen lange, recht schlanke Stämme gebildet wurden. Man geht davon aus, dass solche Vertreter Dickichte formten, die vielleicht mit heutigen Brombeerdickichten vergleichbar sind. Dennoch bleibt Pentoxylon bis heute eines der großen paläobotanischen Rätsel, welches vielleicht für immer ungelöst bleiben wird.

Adrian Galitz & Michael Krings