Dinosaurier: eine jurassische Erfolgsgeschichte

vom 25.07.2013 bis März 2016

Die Welt im Jura
Mit dem Begriff „Jura“ verbindet man auf Anhieb die Vorstellung gigantischer Dinosaurier. Interessanterweise sind allerdings viele der bekannten Dinosaurier, wie etwa Tyrannosaurus oder auch Triceratops, in Wirklichkeit Formen aus der Kreidezeit. Dabei sollte man die Zeiträume beachten: Einen jurassischen Allosaurus trennt mehr Zeit von Tyrannosaurus (ca. 80 Mio Jahre) als Tyrannosaurus von uns (65 Mio Jahre). Was ist also der Jura, und warum ist er so besonders?

Der Jura ist Teil des Erdmittelalters (Mesozoikum), das häufig auch als Zeitalter der Dinosaurier bezeichnet wird. Dieses Zeitalter wird in drei Perioden unterteilt, vom ältesten zum jüngsten sind dies die Trias, der Jura und die Kreidezeit. Die Trias folgt auf das größte Aussterbeereignis der Erdgeschichte am Ende des Erdaltertums, dem über 90 % der bekannten Arten zum Opfer fielen. Zahlreiche neue Gruppen entstanden in dieser Periode, um die freigewordenen Lebensräume wieder zu füllen, darunter auch die Dinosaurier. Die Trias endete erneut mit einem  Aussterbeereignis; die Überlebenden erlebten dann eine große Ausbreitung in der darauffolgenden Zeit des Jura. Darunter waren nicht nur die Dinosaurier, sondern auch zahlreiche Wirbeltiergruppen, die bis heute unsere Faunen dominieren. Deshalb ist der Jura von großer Bedeutung für unser Verständnis der Evolution der Wirbeltiere!

Zur Zeit des Jura sah unsere Welt noch anders aus als heute. Zu Beginn dieser Periode bestand der Superkontinent Pangäa, der alle heutigen Kontinente umfasste. Bereits im unteren Jura expandierte das Ur-Mittelmeer, die Tethys, nach Westen und begann, den Superkontinent zu teilen, wobei große Teile des heutigen Europa von flachen Meeren geflutet wurde. Im Laufe des mittleren Jura drang die Tethys weiter vor bis nach Mittelamerika. Bereits zu jener Zeit kam es immer wieder zu Überflutungen der mittelamerikanischen Landbrücke und somit zur kurzzeitlichen Trennung der nördlichen und südlichen Kontinente. Zudem erstreckte sich gegen Ende des mittleren Jura ein Flachmeer über Osteuropa von der Tethys bis zum Norpolarmeer und trennte Ostasien vom Rest Pangäas. Im oberen Jura kam es letztendlich zum endgültigen Auseinanderbrechen von Pangäa, als sich die Karibik öffnete und einen Ozean zwischen Nord- und Südamerika bildete.

Das Klima im Jura war ebenfalls durch die geographischen Verhältnisse bestimmt. Zur Zeit des Superkontinentes Pangäa kam es zu extremen klimatischen Bedingungen. Große Teile der Inlandfläche waren extrem trocken und wüstenähnlich. In den Küstenregionen kam es dagegen zu einem Klimaphänomän, dass als Mega-Monsoon bezeichnet wird, bei dem sich extreme Trockezeiten mit sintflutartigen Regenzeiten abwechselten. Mit dem Auseinanderbrechen Pangäas im Laufe des Jura änderten sich die globalen Wasser- und Windkreisläufe und das Mega-Monsoon-Klima flaute ab, bis zum Ende der Jurazeit gemäßigtere Verhältnisse etabliert waren. Allerdings war es im Jura insgesamt wärmer als heute, und vereiste Polkappen gab es offenbar nicht.

Dinosaurier: Mystische Monster des Mesozoikum
Bevor wir uns der Evolution der Dinosaurier im Jura widmen können, müssen wir uns die Frage stellen: Was sind eigentlich Dinosaurier? Es ist ein weitverbreiterter Irrglaube, dass jegliches großes Reptil der Urzeit ein Dinosaurier sei, und so werden oft die delphinähnlichen Ichthyosaurier, langhalsigen Plesiosaurier, Flugsaurier und selbst Vertreter unserer frühen Vorfahren, der säugetierähnlichen „Reptilien“, als Dinosaurier bezeichnet. Alle diese Gruppen gehören jedoch ganz eigenen Entwicklungslinien an, die nur entfernt mit den Dinosauriern verwandt sind.

Vom Standpunkt der biologischen Systematik her gesehen sind Dinosaurier eine Gruppe der Archosaurier („herrschende Reptilien“), zu denen auch die Krokodile und ihre fossilen Verwandten sowie die Flugsaurier (Pterosaurier) gehören. Die Dinosaurier erscheinen im Fossilbericht in der Trias vor etwa 235 Mio Jahren und spalten sich rasch in zwei Entwicklungslinien auf, die Ornithischier (Vogelbeckensaurier) und die Saurischier (Echsenbeckensaurier). Die Ornithischier sind eine erfolgreiche Gruppe von Pflanzenfressern und bringen im Laufe des Erdmittelalters zahlreiche unterschiedliche Gruppen hervor, wie etwa die bekannten Stegosaurier, die gepanzerten Ankylosaurier, die gehörnten Ceratopsier, dickschädelige Pachycephalosaurier, und zumindest zum Teil auf zwei Beinen laufende Tiere wie das Iguanodon oder die Entenschnabelsaurier (Hadrosaurier). Bei den Saurischiern bilden sich bereits in der Trias zwei sehr unterschiedliche Entwicklungslinien heraus. Die Sauropodomorphen (Langhalsechsen, wörtlich eigentlich „Echsenfüßer“) entwickeln sich zu den größten Landwirbeltieren überhaupt; wie die Ornithischier sind auch sie Pflanzenfresser. Die zweite große Gruppe der Saurischier sind die Theropoden (Raubsaurier, wörtlich eigentlich „Bestienfüßer“), zu denen nicht nur die fleischfressenden Dinosaurier gehören, sondern auch viele hochspezialisierte Alles- und sogar Pflanzenfresser. Besonders bemerkenswert sind die Theropoden allerdings dadurch, dass sie die einzige Dinosauriergruppe beinhaltet, die das große Aussterben am Ende der Kreidezeit überlebt hat: Die Vögel sind Theropoden und können daher mit Recht als echte Dinosaurier bezeichnet werden. Auch in der engeren, systematischen Definition sind die Dinosaurier jedoch sehr vielfältig: Obwohl die meisten Laien vermutlich nicht mehr als ein oder zwei Dutzend Dinosaurierarten kennen, wurden bisher bereits über 800 Arten wissenschaftliche beschrieben (die Vögel, die mehrere tausend Arten umfassen, ausgeschlossen).

Dinosaurier-Faunen des unteren Jura
Obwohl der Jura als die große Zeit der Dinosaurier gilt, sind jurassische Dinosaurier eigentlich nur von erstaunlich wenigen Fundstellen bekannt. Im unteren Jura kommen die bedeutendsten Faunen hauptsächlich aus einer Reihe von Lokalitäten im südlichen Afrika, in Indien, China und den USA. Daneben gibt es einige wichtige Einzelfunde oder Funde von wenigen Exemplaren aus Europa, Argentinien, Marokko und der Antarktis. Unterjurassische Dinosaurierfaunen sind kontinentübergreifend recht ähnlich, wie man dies zur Zeit eines Superkontinentes erwarten mag. Neben häufigen basalen Sauropodomorphen kommen hauptsächlich frühe Vertreter der Theropoden und seltene basale Ornithischier vor.

Im südlichen Afrika finden sich unterjurassische Gesteine in einem großen Sedimentationsbecken, das seit dem ausgehenden Erdaltertum Ablagerungen akkumuliert hat, das sogenannte Karoo-Becken. Innerhalb dieses Beckens finden sich Dinosaurierreste in verschiedenen Fundstellen in Südafrika, Lesotho und Zimbabwe. Die Fauna dieser Fundstellen ist von dem schlank gebauten basalen Sauropodomorphen Massospondylus dominiert, aber andere Sauropodomorphen und primitive Raubsaurier sind ebenfalls vorhanden. Ornithischer sind selten, aber im Vergleich mit anderen unterjurassischen Fundstellen recht divers.

Sehr ähnlich ist die Fauna der Lufeng-Formation im südöstlichen China. Die Kayenta-Formation der südwestlichen USA ist für die relative Häufigkeit der Raubsaurier bemerkenswert, während sowohl basal Sauropodomorphen, als auch Ornithischier selten sind. Aus der Kota-Formation des östlichen Indien kennt man bisher hauptsächlich Sauropodomorphen, die für dieses frühe Alter bereits recht fortschrittlich und vor allem sehr groß sind; Barapasaurus etwa erreichte bereits Längen von ca. 20 m.–Einen interessanten Einzelfund repräsentiert der Raubsaurier Cryolophosaurus aus der Antarktis. Dieses Tier ist nicht nur der südlichste bisher gefunden Dinosaurier (ca. 400 km vom Südpol entfernt), sondern auch der erste Repräsentant einer Theropodengruppe, die ab dem mittleren Jura die meisten Faunen dominieren sollte, die Tetanuren.